Die Kindergartensituation in Homberg ist dramatisch. Zur Zeit sind alle 445 Kindergartenplätze belegt. Bis zum Sommer liegen mehr als 60 zusätzliche Anmeldungen vor. Auch für das danach beginnende Kindergartenjahr fehlen bereits jetzt mehr als 40 Plätze, Tendenz steigend. Das ist das Ergebnis der Zahlen, die aktuell vom Landkreis präsentiert werden. Bereits jetzt ist also klar, dass der in der Kernstadt geplante Neubau bei weitem nicht ausreichen wird. Dringend erforderlich ist daher auch die Sicherung der in den Stadtteilen vorhandenen Kindergärten. Vertreter der FWG waren in der vergangenen Woche in Mardorf, um sich im Gespräch mit Ortsbeirat und Eltern über die Situation zu informieren.
Der Kindergarten Mardorf besteht bisher nur aus einer Gruppe und ist im Dorfgemeinschaftshaus untergebracht. Er hat nur eine vorläufige Betriebserlaubnis – als Vorgabe des Jugendamtes, des Brandschutzes und der Unfallkasse müssen in Mardorf erhebliche Umbauten erfolgen, wenn der Standort erhalten werden soll. Angesichts des dringenden Bedarfs kann und darf es sich die Stadt aber nicht leisten, auf den Kindergartenstandort Mardorf zu verzichten. Die Freien Wähler fordern daher, dass in Mardorf mit der Planung für einen zumindest zweigruppigen Kindergarten begonnen wird. Durch Einrichtung einer zusätzlichen Gruppe wird die Wirtschaftlichkeit der Kindertagesstätte Mardorf nachhaltig erhöht. Auch die langfristige Sicherung dörflicher Infrastruktur ist hierbei ein positiver Nebeneffekt. Ähnliches gilt auch für die Kindergartenstandorte Hülsa und Wernswig. Auch hier besteht die Möglichkeit der Erweiterung.
Zum Hintergrund:
Im Rahmen einer öffentlichen Sitzung des Sonderausschusses Neubau einer Kindertagesstätte wurde von Herr Bottenhorn (Hauptamt der Stadt) und Frau Peuster (Jugendamt Kreis) Zahlenmaterial vorgelegt und erläutert.
Als Planzahl ist von 130 Kinder pro Geburtenjahrgang auszugehen.
Zu berücksichtigen sind von den über dreijährigen Kindern 3,5 Jahrgänge (Erfahrungswert des Jugendamtes). Von den zwei- bis dreijährigen Kindern besuchen 80 bis 90% den Kindergarten. Bei den unter zweijährigen Kindern ist von einer Quote von 40 bis 50% auszugehen.
130 Kinder pro Jahrgang:
Über 3 Jahre 100% 455 Kinder (3,5 Jahrgänge)
2-3 Jahre 80%: 104 Kinder
1-2 Jahre 40%: 52 Kinder
Gesamt: 611 Kinder
Ausgehend von diesem Zahlenmaterial müssten kurzfristig mehr als 600 Kindergartenplätze zur Verfügung stehen. Bei einer durchschnittlichen Belegung mit 18 Kindern (Krippengruppen, offene Gruppen und reine Ü3-Gruppen) fehlen ab Sommer 2016 in Homberg mindestens vier Kindergartengruppen. Dieser Fehlbedarf erhöht sich in den folgenden Jahren auf bis zu acht Gruppen. Der Sonderausschuss Neubau einer Kindertagesstätte hat daher den Bedarf für einen Neubau einer vier bis fünfgruppigen Einrichtung festgestellt.
Aus Sicht des Jugendamtes ist der Bau eines vier- oder fünf-gruppigen Kindergartens wirtschaftlich sinnvoll, da so eine optimale Aufteilung in reine Krippengruppen (unter dreijährige), gemischte Gruppen und Ü3-Gruppen vorgenommen werden kann.
Das Jugendamt regt außerdem einen eingeschossigen Bau an, da bei mehreren Etagen zwangsläufig mehr Personal benötigt würde.
Auf Grund des außerordentlich hohen Bedarfs hat die Entscheidung für einen Kindergartenneubau in der Kernstadt zumindest mittelfristig keine Auswirkung auf die bereits bestehenden Kindergärten.
Bestehende Einrichtungen müssen erhalten werden. Daher müssen In den folgenden Jahren in diesen Einrichtungen Investitionen und Modernisierungen vorgenommen werden.