Die Freie Wählergemeinschaft Homberg (Efze) befürwortet den vom Sonderausschuss „Neubau einer Kindertagesstätte“ am vergangenen Mittwoch mit knapper Mehrheit beschlossenen Neubau am Stellberg. Der am besten geeignete Platz für den Bau eines viergruppigen Kindergartens ist die Freifläche unterhalb des Stellbergstadions, so der Fraktionsvorsitzende Achim Jäger. Dieser Standort bietet ausreichend Platz für freistehende Gebäude (Sonne und Licht), einen großzügigen Spiel- und Außenbereich und die Möglichkeit, Synergieeffekte mit der nahen Stellbergschule zu nutzen. Für die Fläche sprechen außerdem die ausreichend vorhandenen Parkplätze, eine entspannte Verkehrssituation und die Erweiterungsmöglichkeit für weitere Gruppen in der Zukunft, ergänzt Ausschussmitglied Dietmar Groß.
Als völlig einseitig bewertet die FWG die Auffassung, dass der Kindergartenbau in einer innerstädtischen Scheune zu einer Belebung der Innenstadt führen könne. Im Vordergrund einer Entscheidung muss die optimale Platzauswahl zum Wohle der etwa 80 zu betreuenden Kinder und ihrer Familien stehen. Bei dieser Größe ist die verkehrsgünstige Erreichbarkeit für die Eltern und ein barrierefreier Zugang zum Außengelände wichtiger. Ein Umbau der Landesfeindschen Scheune, der aufgrund der beengten Platzverhältnisse zweigeschossig sein müsste, könnte das nicht bieten. Sowohl die Treppen im Gebäude als auch die vom Kindergarten entfernt liegenden Freiflächen unterhalb des Schlossbergs sind ganz erhebliche Nachteile dieses Standorts mitten in der Altstadt. Darüber hinaus müsste mit deutlich höheren Kosten für die Stadt gerechnet werden.
Die FWG ist überzeugt: Unsere Entscheidung für die Fläche am Stadion stellt das Wohl der Kinder, ihrer Eltern und auch die Anforderungen an die Betreuungskräfte in den Vordergrund und ist darum die beste Wahl.
Schade, dass die FWG sich für den Stellberg entschieden hat. Wer wird in der Innenstadt wohnen?Dort werden zukünftig Familien wohnen, denen kein oder nur ein Auto zur Verfügung steht. Ich prophezeie, dass diese Familien viele Kinder haben werden und darauf angewiesen sein werden, dass sie zu Fuß zum Kindergarten kommen.Sorgt man nicht für eine entsprechende Nähe, werden sie sie nicht hinschicken. Freiflächen kann man auch in der Innenstadt schaffen, die größeren Kinder können schon weiter laufen. Alles kein Problem. Ein Kindergarten in der Innenstadt trägt natürlich zur Belebung bei. Wieviel der Umbau tatsächlich kostet, weiß jetzt niemand genau. Wenn es gelingt Fördermittel zu bekommen, dann sieht die Rechnung schon wieder anders aus.Ich erinnere nur an die Homberger Stadthalle. Damals wollte sie keiner, weil zu teuer, heute sind wir alle froh, dass wir sie haben. Wenn wir alte Gebäude nutzen können, sollten wir es tun!
Christine Beutelhoff
Liebe Frau Beutelhoff,
zunächsteinmal: Nicht „die FWG hat sich für den Stellberg entschieden“, sondern dies ist das Ergebnis des vom Parlament dafür eingesetzten Ausschusses. Die FWG unterstützt dieses Ergebnis – sonst wird uns oft vorgeworfen dass wir immer „dagegen“ sind – in diesem Fall sind wir mal „für“ das, was ein Parlamentsausschuss erarbeitet hat – ist doch auch mal gut.
Ich persönlich bin grundsätzlich vollkommen Ihrer Meinung, dass man zuerst bestehende Gebäude nutzen sollte bevor man neue baut. Ich darf mal sagen dass ich das durch die private Sanierung zweier unter Denkmalschutz stehender Gebäude in Homberg selber so praktiziert habe. Beim Bau eines Kindergartens sind aber doch viele Faktoren zu berücksichtigen:
– Ein Funktionsgebäude wie ein Kindergarten hat viele Vorgaben zu berücksichtigen bezüglich Flächen, Brandschutz, Hygiene usw – wie das enden kann wenn man versucht, ein solches Funktionsgebäude in vorhandene Strukturen zu quetschen haben wir beim Amtsgericht/ Ärztehaus erlebt.
– Die Sanierung eines Fachwerkhauses, zumal in diesem Falle eines Gebäudes das nie für Wohnzwecke gebaut wurde, ist immer mit deutlich höherem Aufwand verbunden als ein neuer Funktionsbau.
– Auch ist immer damit zu rechnen, dass durch Gesetzesänderungen oder einfach erhöhte Kinderzahlen Um- und Anbauten notwendig werden – so wie vor ein paar Jahren im Katterbach und im Holzhäuser Feld. Ein Umbau einer Scheune, der jetzt schon alle Flächen voll ausschöpft, bietet solches Zukunftspotential nicht.
– Die Anlage der Spielfläche getrennt vom Kindergarten wäre in Niedersachsen schlichtweg verboten. In Hessen ginge dies – theoretisch. Wie aber soll das praktisch vonstatten gehen? Alle Kinder anziehen, mit entsprechender Begleitung die Webergasse hoch führen, über die Obertorstraße zu dem Gelände hinter der Stadtmauer – kaum dort angekommen muss ein Kind mal Pipi, beim anderen sind die Gummistiefel zu eng, dem dritten fehlt ein Ball – also muss eine/r der/die Betreuer/innen mit dem Kind wieder zurück, aber hurtig – Sie können es sich ausmalen wie das endet. Ich habe selber 5 Kinder, die meisten davon im selben Alter… Wie viel schöner ist es dagegen doch wenn man wie in sämtlichen anderen Homberger Kindergärten einfach die Tür aufmachen kann, und die Kinder können raus und wieder rein so wie sie wollen…
– Diese und andere Punkte zusammengenommen kann ich gut verstehen, warum sich der Ausschuss gegen den Kindergartenbau in der Landesfeindschen Scheune ausgesprochen hat.
Und dann müsste man bei der Gelegenheit nochmal darüber nachdenken, was denn „Innenstadtbelebung“ bedeutet. Sicherlich, da haben Sie völlig recht, gehört dazu eine Stadtplanung die das Leben für Familien in der Altstadt attraktiv macht. Der Kindergarten Katterbach ist in Fußwegentfernung, der katholische Kindergarten im Prinzip auch noch. Attraktiv für die Altstadt wären sicherlich auch kleine Sitzecken und gute Spielplätze, von denen es derzeit überhaupt keine gibt. Ganz wichtig wäre es allerdings auch Dinge zu entwickeln, die Menschen dazu veranlassen sich in der Altstadt aufzuhalten und hier vor allem Geld auszugeben. Eine Verstärkung des Verkehrs in der Salzgasse, wenn Eltern (oder Busse) ihre Kinder die nicht in der Altstadt wohnen zum Kindergarten bringen, ist zwar eine Verkehrsbelebung, aber doch keine Innenstadtbelebung im positiven Sinne. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle zu denen die Attraktivität des Wohnumfeldes, Unterstützung der (letzten verbliebenen) Gewerbetreibenden und auch sowas wie Verkehrsführung und Parkplatzgebühren gehören. Dazu bräuchte man mal ein zusammenhängendes Konzept. Mit lauter Einzelmaßnahmen wie der Aufstellung von Parkscheinautomaten, dem Kauf des Erdgeschosses eines Hauses am Marktplatz und dem Bau eines Kindergartens rettet man keine Altstadt.
Also, zusammengefasst: Ich kann es nachvollziehen, warum sich der Ausschuss zunächstmal gegen die Landesfeindsche Scheune ausgesprochen hat. Im Vergleich dazu ist ein funktionaler Neubau in einem freien und offenen Umfeld (wie es ja auch bei den anderen drei Kernstadt-Kindergärten der Fall ist) sicherlich die bessere Alternative.
Herzliche Grüße! – Christian Utpatel