Ökologische Ausrichtung? – Fehlanzeige!

Kommentar zur Haushaltsführung Hombergs. Von Dietmar Groß.

Die Stadt Homberg hat sich in 2015 mit dem Klimaschutzkonzept einen Masterplan zur Reduzierung von CO2 gegeben. Bis 2030 soll der Ausstoß um 18% reduziert werden, ab 2050 soll Homberg klimaneutral wirtschaften. Das sind auch die Zielvorgaben der Bundesregierung, die die Kommunen auf diesem Pfad erheblich unterstützt.

Eine Klimaschutzmanagerin wurde (vom Bund gefördert) eingestellt, um dieses Ziel zu erreichen.

Spätestens seit dem zweiten Hitzesommer mit langer Trockenheit, dramatischem Waldsterben und empfindlichen Ertragseinbußen in der Landwirtschaft ist eigentlich glasklar, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Hunderttausende, vor allem junge Menschen, haben inzwischen verstanden, dass ihre Zukunft auf dem Spiel steht und sind dafür auch in Homberg freitags auf die Straße gegangen. Politiker aller Fraktionen ermutigen sie dazu oder zeigen zumindest großes Verständnis.

Doch wie sieht die Realität ihrer politischen Entscheidungen im Alltag aus ?

Der Haushalt der Stadt liefert dafür eigentlich auch die Zahlen. Doch wird erkennbar: Es geht „nur“ um Geld. Die Ziele: Der Haushalt soll ausgeglichen sein und die Haushaltsführung gilt als gut, wenn soviel wie möglich an Zuschüssen aus anderen staatlichen Töpfen eingeworben worden ist.

Ökologische Bilanzierung? Fehlanzeige !

Kein Gedanke wird darauf verwandt, die Haushaltsführung mit Blick auf die selbstgesteckten Klimaziele zu beurteilen! Folglich fehlt es auch an Instrumenten zur ökologischen Bilanzierung des kommunalen Wirtschaftens mit Naturgütern.

Dabei wäre es mit Blick auf die C02-Reduktionsziele relativ einfach, sich ein Bild vom Stand der Entwicklung zu machen: Die inzwischen von der Verwaltung vorgelegten Zahlen dokumentieren die Energieverbräuche in den einzelnen Teilhaushalten recht anschaulich.

Die Zahlen zeigen:

In den vorgelegten Zahlen von 2018 und 2019 sind die Energieverbräuche in allen Formen (Strom, Gas, Heizöl, Treibstoff) deutlich gestiegen (teilweise über 30%).

Auch im Haushaltsplan 2020 sind weitere Steigerungen vorgesehen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Verbräuche für städtische Immobilien wie Ärztehaus, Engelapotheke, Löwenapotheke, Marktplatz 5 Holzhäuser Str. 1 und die Krone nicht mehr erfasst werden, weil dafür in Zukunft Hausverwaltungen verantwortlich sind.

Rechnet man den Energiebedarf für diese Immobilien hinzu, wird offensichtlich, wie dringlich eine konsequente ökologische Bilanzierung vergangener, insbesondere aber zukünftiger kommunaler Entscheidungen ist.

Um aus den vorgelegten Zahlen einen Rückschluss auf die beschlossenen CO2- Sparziele ziehen zu können, wäre es notwendig, Informationen über den Anteil erneuerbarer Energien zu bekommen. Dann wäre es auch möglich, zumindest für die kommunale Zuständigkeit zu beurteilen, wo wir mit den laufenden Energieverbräuchen faktisch stehen.

Davon ausgehend müssten die Gremien der Stadt konkrete Sparziele definieren, wenn wir das Thema ernst nehmen würden.

Offensichtlich haben sich Verwaltung und Magistrat darüber noch keine Gedanken gemacht, zumindest sehen sie keinen Bedarf, das Parlament und die BürgerInnen darüber zu informieren oder zu beteiligen.

Ich erwarte, dass Verwaltung und Magistrat die Dringlichkeit ökologischer Verantwortlichkeit ernst nehmen und ihre Haushaltführung nach dem im Klimaschutzkonzept bereits 2015 beschlossenen Kompass ausrichten und entsprechend Bericht erstatten.

Einer Haushaltsberichterstattung und -Planung in der vorgelegten Form kann ich keine Zustimmung erteilen.

(Dietmar Groß)

Anlage: Haushalt2020_Verbrauchswerte_Klimaschutz

Link: Unterlagen zum Haushalt im Infosystem der Stadt

 

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